Wie sieht die Arbeit in der Zukunft aus? Welche Geschäftsmodelle sind in der Zukunft erfolgsversprechend und welche Unternehmen sind auf dem Weg in diese Zukunft schon einen guten Schritt vorangegangen?
Diese und viele andere Fragen haben Felix Zeltner und Lars Gaede versucht, durch eine interessante und abwechslungsreiche Reise durch 15 Unternehmen in New York für eine Gruppe von 14 deutschen Entscheidern aus unterschiedlichen Branchen zu beantworten.
Neben einige Medienschaffenden, waren aus großen (deutschen) Branchen Entscheider in der Gruppe, die sowohl aus der Sicht des Unternehmens, aber auch des Innovators die Themen diskutieren.
Allein bei der Zusammenstellung der Gruppe ist die Mischung so intensiv und gut gelungen, dass mein Netzwerk sich extrem erweitert hat. Der Blick aus einem produzierenden Gewerbe auf eine Dienstleistungsgesellschaft und umgekehrt öffnet die Augen für jede Seite, Probleme mal anders zu betrachten und anders anzugehen.
In knapp drei Tagen haben wir uns 15 Unternehmen angesehen, mit den Unternehmen über Innovation diskutiert und die Herausforderungen im Prozess der Transformation in die Zukunft hautnah erleben können.
Arbeitsraum der Zukunft
These: Die Arbeit passt sich nicht an den Raum an, sondern der Raum an die Arbeitswelt der Zukunft
Mit Steelcase hat uns ein führender Anbieter für Büroausstattung gezeigt, wie sich die Arbeitswelt ändert und wie Steelcase mit Ihren Raumkonzepten flexibel auf die Veränderungen reagieren kann.
Räume werden nicht mehr als geschlossene Systeme betrachtet, sondern Arbeitsumgebungen durch Möbelkonstruktionen zu Inseln und Modulen, die jederzeit anders und neu in einer nahezu unbegrenzten Vielfallt zusammengestellt werden können. Form follows function, wie schon seit Jahren im Design eigentlich üblich.
Ableitung für Unternehmen: Nicht jeder Raum, der heute genutzt wird, kann sinnvoll durchoptimiert werden. Eine kreative und ausführliche Analyse und das Invest in das richtige Mobiliar kann aber zu verbesserten Arbeitserlebnissen führen und damit zu einem richtigen Schritt auf dem Weg zur Arbeit der Zukunft.
Steelcase beschäftigt für sich selbst Zukunftsforscher, die sich mit den unbekannten und ungeahnten Möglichkeiten der Arbeitswelt in fünf oder zehn Jahren beschäftigen.
Meeting und Arbeiten der Zukunft
These: Meetingkultur macht uns kaputt, Arbeiten will gelernt sein
Priya Parker ist in Ihrem Buch The Art of Gathering (Die Kunst des Meetings – freie Übersetzung) nicht mit dem erhobenen Zeigefinger unterwegs, sondern öffnet uns die Augen in einem tollen Lunch-Meeting, wie Termine verlaufen können.
Eine Gruppe von 14 Menschen, die sich seit zwei Tagen kennt, geht über eine Übung auf eine so große Nähe zueinander, dass gesungen wird, es fließen Tränen und stehen erstaunt die Münder offen, bei den Geschichten, die erzählt werden.
Entscheidend für ein Meeting ist der Sinn des Treffens (Purpose) und die Basis, die innerhalb der ersten 5-10% der Meetingzeit geschaffen werden. Wir haben es nicht gelernt oder sehr deutlich verlernt, uns ordentlich zu treffen und aus dem Treffen auch einen Mehrwert zu erzielen.
Abseits von Meetings kam in mehr als einem Gespräch die Diskussion auf die Fähigkeit jedes Menschen, einer Arbeit nachzugehen. In der Ausbildung (Schule, Uni, etc.) lernen wir Inhalte, aber wir lernen nicht, wie wir arbeiten sollten. Was ist das: Arbeiten? Im ersten Job schauen wir uns Arbeitsweise von anderen Kollegen ab, oder werden durch andere Kollegen eingeführt in die Arbeit. Strukturell gelernt haben wir das nicht.
Hier sollten wir auf unsere neuen Mitarbeiter getreu dem Motto viel Wert legen:
Was passiert, wenn wir unsere Mitarbeiter ausbilden und sie dann kündigen? Gegenfrage: Was passiert mit unserer Firma, wenn wir die Mitarbeiter nicht ausbilden?
Kommunikation im Unternehmen
These (eigentlich sogar ein Fact): Vertikale Kommunikation funktioniert in Unternehmen nicht
In Unternehmen wird horizontal viel und konsequent informiert und kommuniziert. Die vertikale Kommunikation der Unternehmen ist unglaublich schwierig und in vielen Unternehmen extrem schwach.
In jeder Hierachie-Ebene der Unternehmen sind die Player vernetzt und informiert. Die Mitarbeiter befinden sich in einem Austausch und es gibt Informationsquellen für jeden Beteiligten.
Sobald eine Kommunikation durch die Ebenen vertikal getrieben wird, gehen sehr viele Informationen verloren oder werden erst gar nicht veröffentlicht. In dem oftmals entstehenden Informations-Vakuum bildet sich nicht nur ein Nährboden für Gerüchte, sondern auch für schlechte Stimmung und Aussagen gegen die Geschäftsführung.
Eine Lösung könnte die von der Consultingfirma August in Brooklyn gewählte Form der Transparenz sein. Das ganze Unternehmen ist öffentlich, inkl. der Gehälter etc. Damit besteht die Möglichkeit, jede notwendige Information im Unternehmen zu erhalten und die Entscheidungsgrundlagen besser verstehen zu können.
Diese Idee der Transparenz ist innerhalb von großen Corporate leicht umsetzbar und bringt schnelle Effekte. Warum nicht den Sharepoint aller Projekte, aller Abteilungen für alle zugänglich machen, die im Unternehmen arbeiten. Der Mitarbeiter wäre wertgeschätzt und die Vertrautheit mit dem Unternehmen und die Zustimmung zum Unternehmen steigt deutlich an.
Geschäftsmodelle der Zukunft
These: Geschäftsmodelle werden nur angegriffen, wenn Sie sich selbst nicht wandeln (können und/oder wollen)
Wie angreifbar ist ein Geschäftsmodell, wenn das Unternehmen sich wandlungsfähig zeigt? Am Beispiel der gedruckten, traditionellen und weltweit bekannten Zeitungen Wallstreet Journal oder New York Times zeigt sich die Arbeit des Wandels im Geschäftsmodell schnell und eindeutig, sowie nachhaltig.
Ein Unternehmen liefert täglich einmal gleichbleibende hohe Qualität sechs Tage in der Woche in einer haptischen Form, die Zeitung. Das Modell existiert noch, hat sich aber zu einem Abfallprodukt des neuen Kernprozesses gewandelt. Heute liefert die Zeitung kontinuierlich 24h Stunden über fünf Kontinente Information in einer gleichbleibend hohen Qualität und die Zeitung einmal am Tag ist eine kuratierte Form dieser Lieferung auf Papier. Das ist ein Abfallprodukt und nicht mehr im Fokus des Unternehmens für den Ertrag.
Allerdings muss dafür die gesamte Form der Zusammenarbeit im Unternehmen umgebaut werden. Es gibt andere Ruhephase, es gibt viel mehr Übergabe und Übernahme von Themen rund um den Globus.
Mise en Place – Everything is in it’s place – der Chefkoch hat seine Dinge immer so organisiert, dass er alles greifbar hat. Jeder Geschäftsmann sollte sich seines Geschäftsmodells bewusst sein, also alles am Platz haben. Dann fällt es viel leichter, über potentielle Angreifer nachzudenken und deren Ansatzpunkte zu nutzen, sich selbst dort zu wandeln und vorhandene Einfallstore in das eigene Geschäft zu schließen.
Fear of failure in public – Das bremst Innovation (in Deutschland)
These: Der Umgang mit Fehlern und mit dem Scheitern ist in Deutschland nach wie vor nicht so ausgeprägt, dass der Mut der Menschen belohnt wird
Typischerweise ist es bei einem neu entstehenden Unternehmen normal, dass es Höhen und Tiefen geben wird. Es kann auch so weit gehen, dass das Unternehmen nicht erfolgreich ist und seine Pforten wieder schließen muss.
Hier haben die Amerikaner ein anderes Verständnis im Umgang mit „Failure“. Jeder Unternehmer der einmal gescheitert ist, wird gestärkt und aus seinen Fehlern lernend zurückkommen und mit der nächsten unternehmerischen Idee besser dastehen als zuvor. Daraus ergibt sich eine offene Fehlerkultur, die Innovationen befeuert.
Das Gegenteil ist oftmals in Deutschland der Fall: Werde ich arbeitslos, scheitert mein Startup, scheitert meine Selbstständigkeit, es bleibt häufig ein Makel an dem Menschen haften und er hat eine „Extrameile“ zu gehen, um wieder erfolgreich im Markt integriert zu sein.
Der Fear of Failure in Public bremst die Innovationstreiber in Deutschland ungemein, emotional und faktisch. Die sich entwickelnde Startup-Szene in den Hotspots Berlin, Frankfurt, München oder Köln ist vermutlich noch nicht lang genug aktiv, um hier schon eine Veränderung in der Wahrnehmung feststellen zu können.
Jeder muss sich selbst fragen, ob ein offenerer Umgang mit dem Scheitern nicht sinnvoll sein kann und die angelsächsische Tradition der sog. Fuck-Up Nights nicht zu einer Grundlage für Deutschland Next Generation werden sollte. Lernen aus Fehlern als Quelle für Verbesserung und Innovation.
To sum up the journey to New York
Die Zukunft der Arbeit ist vielschichtig und besteht aus Raum der Arbeit, Methode der Arbeit, Soziales der Arbeit und der Arbeit selbst als Zweck, etwas zu schaffen, sich zu verwirklichen und kreativ zu sein. Nicht jeder wird auf diesem Weg mitkommen, aber viele werden feststellen, dass die Arbeit in der Zukunft nach wie vor einen großen Teil der Lebenszeit umfasst und jeder sich diese Zeit im seinem Rahmen und Möglichkeiten gestalten sollte und auch gestalten kann.
Ohne Mut und Mut zu Veränderungen werden die Menschen durch andere geändert. Der Mutige ändert sich selbst und gestaltet seine Zukunft.